Technische Hilfeleistung
Tiefbau
Tiefbauunfälle
Einsturzursachen im Tiefbau
- Unzureichende fachliche Kenntnis (der Bauleiter, Facharbeiter usw.)
- Falsche Beurteilung der Standfestigkeit des Bodens
- Witterungseinflüsse (Auftauen von gefrorenen Boden, Durchfeuchtung des Erdreiches)
- Unterschiedlicher Grundwasserverlauf
- Anschneiden von aufgefülltem Boden
- Parallel geführte Versorgungsleitungen oder Bauteile
- Ungenügende Abböschung (der Graben- und Schachtwände)
- Unsachgemäßer oder unzureichender Verbau
- Unsachgemäße Entfernung des Verbau
- Überlastung der Grabenwönde (durch Lagerung von Aushub, Baumaterial, Baugeräte u.ä.)
- Erschütterung (durch Straßenverkehr oder Verdichtungsgeräte
Grundsätzliche Arten von Tiefbaustellen
Folgende Arten des Verbaus werden verwendet:
1. Böschungswinkel:
Allgemein gelten folgende Böschungswinkel:
Steifer oder halbfester bindiger Boden
- Stark lehmiger Sand
- sandiger Lehm
- Lehm, Mergel
- sowohl in naturfeuchtem Zustand als auch trocken
2. Senkrechter Verbau:
Folgende Merkmale zeichnen den senkrechten Verbau aus:
- geringe Grabentiefe bzw. vorher festgelegte Tiefe
- wandernde Baustellen (Leitung wird Stück für Stück saniert)
- Grabenwände werden senkrecht vorgebracht
- Abstützung erfolgt durch waagerecht eingebrachte Bohlen mit Grabenstützen oder Rundlinge mit Bauhacken
3. Waagerechter Verbau:
Folgende Merkmale zeichnen den waagerechten Verbau:
- Grabentiefe vor Bauarbeiten nicht abschätzbar (es kann nach unten verlängert werden), bzw. tiefe Gräben
- Grabenwände werden senkrecht eingebracht
- Abstützung erfolgt waagerecht mit Bohlen und Grabenstützen oder Rundungen mit Bauhacken oder doppelte T-Trägern
4. Fertige Verbauplatten:
Folgende Merkmale zeichnen die fertigen Verbauplatten aus:
- schnelles und einfaches Sichern des Grabens
- hohe Sicherheit gegenüber Einsturz
Die verwendeten Platten werden entweder manuell (mit Grabenstützen) oder hydraulisch (mit Hydraulikstempeln) auseinandergedrückt.
Taktische Regeln für den Einsatz bei Tiefbau- und Silounfällen
In Tiefbaustellen. z.B. bei Rohr- oder Leitungsgrabenarbeiten kann es durch unkontrollierte Erdbewegungen oder Grabeneinbrüche zu Verschüttungen von Personen kommen.
Ursachen sind:
- falsche Einschätzung des Erddrucks oder der Bodenart
- Lasten seitlich der Baugrube. die zusätzlichen Druck ausüben
- labiler, gelockerter Boden oder schrägstehende Erd- oder Felsschichten. die übereinander abrutschen können
- fehlender, unsachgemäßer oder mangelhafter Grabenverbau
Ausreichender Schutz der eigenen Kräfte muß bei allen Einsatzmaßnahmen sichergestellt sein, auch bei Rettungsarbeiten.
Für die Beurteilung und sachgemäße Einsatzdurchführung ist die Kenntnis der auftretenden Erddrucke, der erforderlichen Böschungswinkel. der zulässigen Grabentiefen (ohne Verbau) und der einschlägigen Verbauarten unerläßlich.
Die Sicherheitsregeln sind den Vorschriften GUV 212 Merkheft "Baugruben und Gräben“ und der DIN 4124 ,,Baugruben und Gräben - Böschungen. Arbeitsraumbreiten. Verbau-“ zu entnehmen.
Ist das Retten von eingeklemmten oder verschütteten Personen im Graben selbst. z.B. durch Aufspreizen der Grabenumwandung, nicht möglich (hoher passiver Erddruck) so muß beiderseits der Grube abgegraben werden unter Beachtung der erforderlichen Böschungswinkel oder durch Herstellen eines sachgemäßen Verbaus.
Baugruben und Gräben mit senkrechten Wänden
Probleme bei der Menschenrettung
Bei der Menschenrettung treten im Bereich von Tiefbauunfällen folgende Probleme auf, die in die Einsatzplanung mit einbezogen werden sollten:
- beengte Verhältnisse beim Verunglückten
- langandauernde Rettungsmaßnahme möglich
- Einsatzkräfte aufgrund der Handarbeit schnell erschöpft —Reservekräfte
- Gefahr der giftigen Dämpfe bei Autoabgasen
- Gefahr durch Leitungen aller Art (Elektro, Gas, Wasser, Abwasser etc.)
- Gefahr des weiteren Einbruches durch zusätzliche Last
Hilfsmittel
Zur Rettung bei Tiefbauunfällen stehen der Feuerwehr folgende Hilfsmittel zur Verfügung:
- Bauhacken
- Bergetuch
- Bügelsäge
- Eimer
- Erste - Hilfe - Ausrüstung
- evtl. Spreizer
- Fang- und Arbeitsleinen
- Grabenstützen
- Handwerkzeugkiste
- Hebekissen
- hydraulischer Hebesatz
- Klappspaten
- Krankentrage
- Motorsäge
- Pickel
- Rüstholz
- Schaufeln
- Schaufeltrage
Einsatzbefehl
Bei derartigen Einsätzen kommt aufgrund der Seltenheit und des geringen Platzbedarfes dem Einsatzbefehl besondere Bedeutung zu.
Verwendung der Trupps:
- Gruppenführer: Führen und Erkunden
- Angriffstrupp: Personenrettung
- Wassertrupp: Sicherungsaufgaben
- Schlauchtrupp: Gerätebereitstellung
- Maschinist: Fahrzeugbedienung
- Melder: Sonderaufgaben
Bestandteile des Befehls:
- Einheit
- Auftrag
- Mittel
- Ziel
- Weg
Musterbefehl:
Folgender Musterbefehl soll uns an einem Einsatzbeispiel die Aufgabenverteilung verdeutlichen:
,,Lage: Person in Baugrube verschüttet. Angriffstrupp mit Sanitätskasten und Decke zur Personenrettung in die Grube zum Verunglückten vor. Wassertrupp richtet Rüstmaterial und Grabenstützen zur Sicherung am oberen Hand der Grube her. Schlauchtrupp bringt Spaten, Klappspaten, Eimer und Arbeitsleinen an die Grube vor. Melder übernimmt die Absicherung der Unfallstelle.“